Arbeitsmarkt 2025

Wie Österreichs Jobmarkt den Wandel meistert

In einer Zeit sich rapide verändernder Arbeitsbedingungen liefert der Stepstone Jobreport 2025 spannende Einblicke in den österreichischen Arbeitsmarkt.

Die Studie kombiniert die Analyse von mehr als 500.000 Stellenanzeigen mit der Befragung von über 2.000 Menschen – ein datengetriebener Blick auf Trends, Zufriedenheit, Mobilität und Herausforderungen, wie Diskriminierung und neue Arbeitsmodelle. Für HR-Verantwortliche, Führungskräfte und alle, die sich für die Zukunft der Arbeitswelt interessieren, steht fest: Die Arbeitswelt von morgen verlangt neue Strategien und innovative Ansätze.

Stabilität in turbulenten Zeiten

Trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten zeigt sich der österreichische Stellenmarkt erstaunlich robust. Im Jahr 2024 wurden trotz einer landesweiten Rezession und eines prognostizierten moderaten Wachstums über 500.000 Jobs ausgeschrieben – auch wenn hier ein Rückgang von etwa 5 % im Vergleich zu 2023 festzustellen war.

Gründe für diese Stabilität sind vor allem der demografische Wandel und der Fachkräftemangel, der bereits heute spürbar ist. Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer scheiden aus dem Berufsleben aus, während nicht genügend junge Fachkräfte nachrücken. Dieser Wandel verändert das Machtgefüge am Arbeitsmarkt grundlegend – Arbeitgeber haben kurzfristig leichtere Besetzungen, müssen aber langfristig strategisch denken, wenn sie die besten Talente halten wollen.

Berufliche Zufriedenheit: Ein Spiegelbild der Vielfalt

Die Studie zeigt, dass 70 % der Befragten ihren Job als sehr oder eher zufrieden einstufen. Dabei variieren die Zufriedenheitsraten erheblich nach Geschlecht, Branche und Position. So fühlen sich beispielsweise IT-Fachkräfte mit einer Zufriedenheitsrate von über 87 % besonders wohl, während Lehrlinge – bedingt durch mangelnde Betreuung, geringe Verdienstmöglichkeiten und fehlendes Mitspracherecht – deutlich unzufriedener sind.

Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind ebenso bemerkenswert: Männer tendieren zu einer etwas höheren Zufriedenheit als Frauen. Auch die Position im Unternehmen spielt eine Rolle – Führungskräfte und Personen mit Personalverantwortung fühlen sich oft gefragter und sind dementsprechend zufriedener. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass Unternehmen verstärkt in Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit investieren sollten, um das Potenzial ihrer Belegschaft voll auszuschöpfen.

Jobmobilität und Generationen im Wandel

Auf dem heutigen Arbeitsmarkt sind Mobilität und Wechselbereitschaft zentrale Themen. Besonders junge Menschen, vor allem aus der Generation Z und Y, zeigen eine hohe Offenheit für neue berufliche Möglichkeiten. Rund 24 % der Generation Z sind aktiv auf Jobsuche, was nahezu doppelt so hoch ist wie bei älteren Generationen. Demgegenüber sind Babyboomer meist loyal und weniger wechselbereit.

Diese Mobilität bietet Unternehmen Chancen: Sie können mit gezielten Employer-Branding-Maßnahmen und innovativen Recruiting-Strategien Talente direkt ansprechen. Gleichzeitig müssen Unternehmen aber auch darauf achten, die Bedürfnisse bestehender Mitarbeiter – vor allem der älteren – nicht aus den Augen zu verlieren. Der Wandel vom Arbeitnehmer- zum Arbeitgebermarkt fordert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Setzen von Anreizen für junge Talente und der Bindung erfahrener Fachkräfte.

Neue Arbeitsmodelle und die Zukunft des Homeoffice

Der Wandel der Arbeitswelt zeigt sich auch in den veränderten Ansprüchen an Arbeitsmodelle. Hybrides Arbeiten gewinnt zunehmend an Bedeutung: 58 % der Befragten wünschen sich eine Mischung aus Büro- und Homeoffice-Arbeit. Nur 17 % bevorzugen ausschließlich mobile Arbeit, während rund 20 % das traditionelle Büro als alleinigen Arbeitsplatz schätzen.

Produzenten und Entscheidungsträger in Unternehmen müssen diese Trends in ihre Strategien einbeziehen. Arbeitgeber, die moderne Arbeitsmodelle anbieten, sind klar im Vorteil, wenn es darum geht, Talente zu gewinnen und die Arbeitszufriedenheit zu steigern. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen und hybride Konzepte tragen nicht nur zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bei, sondern stärken auch das Vertrauen der Mitarbeiter in das Unternehmen.

Diskriminierung am Arbeitsmarkt: Realität und Handlungsbedarf

Ein beunruhigender Befund aus dem Jobreport ist, dass Diskriminierung im Bewerbungsprozess nach wie vor ein ernsthaftes Problem darstellt. Etwa 40 % der Jobsuchenden haben bereits strukturelle Benachteiligungen erlebt – Frauen, ältere Bewerber:innen sowie Personen mit ausländisch klingenden Namen berichten von häufigeren Hürden. Auch äußerliche Merkmale oder Betreuungspflichten können zu Nachteilen führen.

Ein Beispiel aus dem Bericht:

  • Eine Bewerberin im Ingenieurwesen musste hart arbeiten, um ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen, während viele männliche Kollegen aufgrund ihres vermeintlichen „Potenzials“ bevorzugt wurden.
  • Ebenso schildern einige Kandidat:innen, aufgrund von Alter oder ethnischer Herkunft nicht einmal zu Vorstellungsgesprächen eingeladen zu werden.

Hier besteht dringender Handlungsbedarf:

  • Unternehmen müssen ihre Recruiting-Prozesse auf Diskriminierung hin stärker überprüfen und transparente Auswahlverfahren implementieren. Ein Faktor, der durch erfahrene HR-Beratungsunternehmen bestens erfüllt wird.
  • Eine umfassende Dokumentation der Bewerbungsunterlagen und klare Prozesse können helfen, im Streitfall Ansprüche geltend zu machen.

Die rechtliche Lage ist eindeutig: Diskriminierung ist per Gesetz verboten – dennoch klafft oft die Lücke zwischen gesetzlicher Grundlage und gelebter Praxis. Arbeitgeber, die Vielfalt und Inklusion fördern, profitieren langfristig von einem positiven Arbeitsklima und einer höheren Attraktivität als Arbeitgeber.

Arbeitsmoral und Überstundenbereitschaft: Eine differenzierte Betrachtung

Traditionell werden österreichische Arbeitskräfte für ihre hohe Arbeitsmoral geschätzt – Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Engagement sind bisher seine Markenzeichen. Der Report zeigt jedoch, dass sich die Wahrnehmung dieser Werte im Wandel befindet. Während ältere Generationen, wie die Babyboomer, sich selbst als besonders engagiert einschätzen, zeigen jüngere Arbeitnehmer wie die Generation Z tendenziell auch eine hohe Selbstkritik. Etwa 80–90 % der berufstätigen Personen geben an, proaktiv Verantwortung zu übernehmen und Probleme selbst anzugehen.

Parallel dazu wird deutlich, dass die Bereitschaft, Überstunden zu leisten, nicht nur von finanziellen Anreizen abhängt, sondern auch stark mit persönlichen Lebensumständen verknüpft ist. Junge Berufstätige sind oft bereit, bei entsprechenden Vergütungen oder flexiblen Arbeitszeiten mehr Überstunden zu machen. Andererseits priorisieren ältere Arbeitnehmer zunehmend ihre Freizeit und sind weniger geneigt, langfristig Mehrarbeit zu leisten.

Was motiviert unsere Arbeitskräfte? – Motivationsfaktoren im Überblick

Die Studie identifiziert mehrere Schlüsselfaktoren, die die Arbeitsmotivation in Österreich maßgeblich beeinflussen. Weltweit steht – und da ist Österreich keine Ausnahme – das gute Arbeitsklima an erster Stelle. Finanzielle Anreize, der sinnstiftende Charakter der Tätigkeit sowie Anerkennung und Wertschätzung tragen ebenfalls wesentlich zur hohen Motivation bei. Um die unterschiedlichen Bedürfnisse der Generationen zu verdeutlichen, wurden diese tabellarisch in der Tabelle übersichtlich dargestellt.

Diese Übersicht zeigt deutlich, dass insbesondere die jüngere Generation neben einem guten Arbeitsklima großen Wert auf die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben sowie auf persönliche Entwicklungsmöglichkeiten legt. Hingegen stehen bei älteren Generationen oft traditionelle Faktoren wie Zuverlässigkeit und langfristige Arbeitsplatzsicherheit im Vordergrund.
Ein weiteres zentrales Thema ist die Bereitschaft zu Überstunden. Rund 48 % der Befragten geben an, dass sie Überstunden leisten würden, wenn sie dafür einen entsprechenden finanziellen Ausgleich erhielten. Dies unterstreicht, dass monetäre Anreize und flexible Modelle essenziell sind, um auch in arbeitsintensiven Zeiten die Motivation zu erhalten.

Strategien und Trends im Recruiting – So sichern Unternehmen den Erfolg

Die aktuellen Herausforderungen im Arbeitsmarkt fordern Unternehmen heraus, ihre Recruiting-Strategien grundlegend zu überdenken. Hier einige konkrete Ansätze, die in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen werden:

  1. Internationales Recruiting: Aufgrund des Fachkräftemangels müssen Unternehmen vermehrt über den nationalen Tellerrand hinausschauen. Der Report belegt, dass der Anteil international ausgeschriebener Stellen kontinuierlich steigt.
  2. Diversität als Erfolgsfaktor: Eine vielfältige Belegschaft kann nicht nur Diskriminierung entgegenwirken, sondern auch die Innovationskraft und das Arbeitsklima verbessern. Unternehmen sollten über klassische Bewerbergruppen hinausdenken und allen qualifizierten Menschen – unabhängig von Alter, Herkunft oder Geschlecht – eine faire Chance bieten.
  3. Skills-based Hiring: Immer mehr Unternehmen orientieren sich an praktischer Erfahrung und Weiterbildung statt an starren Abschlussanforderungen. Dieser Ansatz ermöglicht auch Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern den Zugang zu attraktiven Positionen und fördert so die Innovationskraft.
  4. Upskilling und Reskilling: Laufende Weiterbildung und Training ist der Schlüssel, um der stetig wandelnden Arbeitswelt gerecht zu werden. Unternehmen, die in die Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden investieren, sichern sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil und steigern gleichzeitig die Mitarbeiterbindung.
  5. Perfect Matching und transparente Prozesse: Moderne Recruiting-Methoden, wie präzise formulierte Stellenanzeigen (KI-unterstützt) und die Angabe konkreter Gehaltsspannen, tragen dazu bei, die richtigen Kandidat*innen gezielt anzusprechen. Hier spielt die Technologie eine zentrale Rolle – von KI-gestützten Screening-Methoden bis hin zu automatisierten Bewerbermanagementsystemen. Professionelle Recruiting-Dienstleister bieten eine deutlich höhere Erfolgschance in der Suche nach den passenden Mitarbeitern, als das „Selbermachen“ im Recruiting.
  6. Candidate Experience & Employer Branding: Recruiting ist längst mehr als eine kurzfristige Maßnahme. Ein positives Bewerbererlebnis und eine attraktive Arbeitgebermarke sind entscheidend, um langfristig einen Talente-Pool aufzubauen und sich im Wettbewerb um Fachkräfte zu behaupten.
  7. Wellbeing und Resilienz: Angesichts steigender Krankheitsraten und eines erhöhten Workloads sollten Unternehmen präventive Maßnahmen zur Gesundheitsförderung implementieren. Maßnahmen, die auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden abzielen, können nicht nur die Motivation, sondern auch die Produktivität nachhaltig steigern.

Fazit: Den Wandel gestalten

Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und einer moderaten Schrumpfung des Stellenmarktes bietet die Analyse auch zahlreiche Chancen: Die hohe Zufriedenheit zahlreicher Branchen, die dynamische Mobilität vor allem bei jungen Talenten sowie der klare Trend zu hybriden Arbeitsmodellen – all das deutet darauf hin, dass Österreichs Arbeitswelt im Wandel ist.

Für Unternehmen bedeutet dies:

  • Strategische Planung: Kurzfristige Marktveränderungen sollten nicht zu Lasten einer vorausschauenden Personalstrategie gehen. Ein nachhaltiger Erfolg erfordert, dass Unternehmen sowohl die Bedürfnisse der jungen Generationen als auch die Loyalität erfahrener Fachkräfte im Blick behalten.
  • Investitionen in moderne Arbeitsmodelle: Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und hybride Modelle sind längst keine Extras mehr, sondern entscheidende Faktoren bei der Gewinnung und Bindung von Talenten.
  • Kultur der Wertschätzung und Diversität: Nur durch ein inklusives Arbeitsumfeld, in dem jeder Mitarbeiterin sein volles Potenzial entfalten kann, wird es gelingen, die Herausforderungen des Fachkräftemangels zu meistern.
  • Technologische Unterstützung: Von KI-gesteuerten Matching-Algorithmen bis hin zu automatisierten Bewerbermanagementsystemen – technologische Lösungen bieten enormes Potential, um das Recruiting effizienter und zielgenauer zu gestalten.

Ein Blick in die Zukunft

Neben den aktuellen Herausforderungen und Trends zeigt der Report auch inspirierende Perspektiven für die kommenden Jahre. Während die wirtschaftliche Lage kurzfristig weiterhin angespannt bleiben mag, wird langfristig der Fachkräftemangel zum zentralen Thema bleiben. Mit Hilfe von Weiterbildungsprogrammen, internationalen Rekrutierungsstrategien und dem konsequenten Einsatz digitaler Tools werden Unternehmen in der Lage sein, sich proaktiv auf den Wandel einzustellen.

Ein zukunftsweisender Trend ist zudem die zunehmende Bedeutung der Work-Life-Balance. Während früher oftmals ein hohes Arbeitspensum und Überstunden als Zeichen von Engagement gewertet wurden, gewinnt heute die Ausgewogenheit zwischen Beruf und Privatleben an Gewicht. Dies spiegelt sich auch in der kontinuierlichen steigenden Zufriedenheit junger Berufstätiger wider – sofern sie flexible Arbeitszeiten und authentische, sinnstiftende Tätigkeiten vorfinden.

Der Arbeitsmarkt ist keine statische Größe, sondern ein lebendiges Ökosystem, in dem sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer gegenseitig herausfordern und weiterentwickeln. Unternehmen, die in der Lage sind, diese Dynamik zu nutzen und sich den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen, werden langfristig nicht nur wettbewerbsfähiger, sondern schaffen zugleich ein Arbeitsumfeld, das Innovation und Zufriedenheit gleichermaßen begünstigt.

Autor Mag. Hans Bachinger – Gründer, Geschäftsführer und Vergütungsexperte bei der Menschen im Vertrieb Beratungsgesellschaft mbH

 

Weitere Blogartikel

Sales-Trainingsspiel SALEVIUM

Ein innovatives Sales-Brettspiel, das darauf abzielt, Vertriebsprofis auf eine interaktive und unterhaltsame Weise zu trainieren.