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Gesetzliche Bestimmungen zum Mindestlohn in Österreich
Österreich ist nicht nur ein beliebtes Urlaubsland für Besucher aus Deutschland, sondern viele Menschen möchten aufgrund der guten Verdienstmöglichkeiten gern in Österreich arbeiten. Die Löhne sind in Österreich in den verschiedenen Branchen zumeist höher als in Deutschland.
Anders als in Deutschland gilt in Österreich kein Mindestlohn. Unternehmer können selbst entscheiden, welchen Lohn sie ihren Mitarbeitern zahlen möchten.
Gesetzliche Regelungen zur Mindestvergütung in Österreich
Ein gesetzlicher Mindestlohn, so wie es ihn in Deutschland seit 2015 gibt, gilt in Österreich nicht. Allerdings beziehen viele Arbeitnehmer in Österreich ein Bruttogehalt von mehr als 1.500 Euro pro Monat. Die Unternehmer können in Österreich selbst entscheiden, wie viel sie ihren Arbeitnehmern zahlen.
In Österreich gibt es zwar keine gesetzlichen Regelungen für den Mindestlohn, doch gelten in einigen Branchen Kollektivverträge. Arbeitgeber müssen sich an solche Kollektivverträge halten. In den Kollektivverträgen ist eine Lohnuntergrenze definiert, die beispielsweise bei 1.500 Euro brutto monatlich liegen kann.
Kollektivverträge in Österreich
Kollektivverträge gelten in Österreich zum Beispiel für folgende Branchen:
- Metallindustrie
- Hotel- und Gastgewerbe
- Handel
Gewerkschaften und die Wirtschaftskammer oder die Körperschaften der Arbeitgeber handeln solche Kollektivverträge aus. Gehalts- und Lohntabellen sind Teil dieser Kollektivverträge. Die Tabellen regeln, was Mitarbeiter in bestimmten Berufen mindestens an Lohn oder Gehalt gezahlt wird. Das gilt auch für Mitarbeiter im Vertrieb. Für jeden Kollektivvertrag werden die Löhne und Gehälter jährlich neu verhandelt. Zumeist werden sie an die Inflationsrate angepasst.
Mindestlohn oder Mindestgehalt entsprechend dem Kollektivvertrag unterscheiden sich je nach Branche. Laut einer Vereinbarung zwischen der Wirtschaftskammer Österreich und dem Österreichischen Gewerkschaftsbund soll die monatliche Lohnuntergrenze bei 1.500 Euro brutto liegen. Fast alle Kollektivverträge regeln, dass Löhne und Gehälter 14 Mal im Jahr gezahlt werden. Daher liegt der monatliche Mindestlohn tatsächlich höher als 1.500 Euro.
Tipp: Entscheidend dafür, welchen Lohn ein Arbeitnehmer in Österreich erhalten kann, ist oft auch dessen Qualifikation. Gilt ein Kollektivvertrag, können Sie sicher sein, dass die Mindestgrenze für Lohn oder Gehalt nicht unterschritten wird.
Mindestlohntarife in Österreich
Nicht in allen Branchen in Österreich gelten Kollektivverträge. Dort, wo kein Kollektivvertrag vorhanden ist, können sich Arbeitnehmer ebenfalls darauf verlassen, dass ihr Lohn oder Gehalt eine bestimmte Grenze nicht unterschreitet. In diesen Fällen regeln Mindestlohntarife, welchen Lohn Arbeitgeber mindestens zahlen müssen. Das österreichische Bundeseinigungsamt legt solche Mindestlohntarife fest.
Da es in Österreich allerdings in vielen Branchen einen Kollektivvertrag gibt, fallen nur wenige Berufsgruppen unter die Mindestlohntarife. Mitarbeiter im Vertrieb sind von solchen Mindestlohntarifen nicht betroffen. Mindestlohntarife gelten beispielsweise für Hausbesorger.
Für immerhin 98 Prozent der Arbeitnehmer, die in der Privatwirtschaft in Österreich beschäftigt sind, gelten Mindestlöhne aufgrund der Kollektivverträge. Arbeiten Sie im Vertrieb, können Sie darauf vertrauen, dass für Ihre Branche ein Kollektivvertrag gilt.
Empfehlenswerte Wirtschaftszweige in Österreich
Streben Sie eine Arbeit in Österreich an, um ein attraktives Gehalt zu beziehen, kommt es auf den Wirtschaftszweig an. Die Mindestlöhne und Mindestgehälter unterscheiden sich, je nach Wirtschaftszweig. Als Vertriebsmitarbeiter können Sie in zahlreichen Wirtschaftszweigen in Österreich arbeiten.
Als empfehlenswerte Wirtschaftszweige gelten in Österreich:
- Banken- und Versicherungssektor
- Pharmaindustrie
- Chemische Industrie
- IT-Sektor
In der Chemie- und Pharmabranche besteht eine dauerhafte Nachfrage nach Mitarbeitern. Daher zahlen diese Branchen entsprechend hohe Löhne und Gehälter. Davon profitieren auch Mitarbeiter im Vertrieb in diesen Branchen.
Was Mitarbeiter im Vertrieb in Österreich verdienen, hängt von der jeweiligen Branche, von der Qualifikation und von der jeweiligen Arbeitsaufgabe ab. Die Fachgruppenzugehörigkeit des Unternehmens bei der Wirtschaftskammer entscheidet, was Sie verdienen können.
Zu hoher Mindestlohn vernichtet Arbeitsplätze
Wie die Wirtschaftskammer und der Österreichische Gewerkschaftsbund vereinbart haben, sollte der monatliche Mindestlohn laut Kollektivvertrag zumindest bis zum 31. Dezember 2019 nicht unter 1.500 Euro brutto liegen. Auch 2024 wurde dieser Mindestlohn laut Kollektivvertrag nicht angehoben. Das liegt daran, dass ein höherer Mindestlohn Arbeitsplätze vernichten könnte. Da jedoch 14 Löhne im Jahr vorgesehen sind, liegt der tatsächliche Mindestlohn pro Monat bei 1.750 Euro brutto.
Da die meisten Arbeitnehmer in Österreich durch den Kollektivvertrag geschützt sind, gilt kein gesetzlicher Mindestlohn. Österreich gehört zu den Ländern innerhalb der Europäischen Union, in denen die Arbeitslosigkeit vergleichsweise niedrig ist. Ein Grund dafür ist die Lohnpolitik der Sozialpartner.
Würde ein höherer Mindestlohn, beispielsweise von 2.000 Euro brutto im Monat, gefordert werden, könnten vor allem in ertragsschwachen Branchen Arbeitsplätze vernichtet werden. Eine Beschäftigung würde sich nicht lohnen, wenn der Mindestlohn höher wäre.
Möglichkeit von Sonderzahlungen und Wunschgehältern
Nicht nur Kollektivverträge regeln, was Sie im Vertrieb in verschiedenen Branchen verdienen können. Hohe Grundgehälter sind häufig in Arbeits- und Tarifverträgen geregelt. Personalverantwortliche erkundigen sich häufig nach Wunschgehältern ihrer Bewerber. Interessant kann auch die Vergütung von Überstunden sein, die nicht in allen Unternehmen erfolgt.
Ein Beruf kann auch durch Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld attraktiv werden. Dabei handelt es sich um freiwillige Leistungen eines Arbeitgebers. Werden solche Leistungen in einem Tarifvertrag festgelegt, haben Arbeitnehmer jedoch Anspruch darauf. Ob solche freiwilligen Leistungen gewährt werden, hängt auch von der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens ab. Ist ein Geschäftsjahr gut gelaufen, zahlen viele Unternehmen Boni an ihre Mitarbeiter.
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Gastautorin Maria Lengemann
In diesem Artikel wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei jedoch ausdrücklich mitgemeint.