Opportunitätskosten von schlechtem Vertriebspersonal

Was muss ich tun, damit mein gesamtes Vertriebsteam besser performt und die Opportunitätskosten sich verringern?

Gut performende Vertriebsteams sind mehr denn je, ein wesentlicher Bestandteil erfolgreicher Vertriebsstrategien von Unternehmen.

Ob als Verkäufer Regionalverkaufsleiter, Vertriebsprofis, Kundenmanager oder Key-Account-Manager im Außendienst, oder als Inside-Sales Manager, Innendienst- und Servicecenter-Mitarbeiter, Serviceberater oder Kundenkontakt-Mitarbeiter im Innendienst – sie alle spielen eine derzeitige und zukünftige Schlüsselrolle bei der Geschäftsentwicklung, der Stärkung der Kundenbeziehungen und der Anpassung an sich wandelnde Marktanforderungen.

Was kostet einem Unternehmen ein schlecht performendes Vertriebsteam?

Die finanziellen Kosten eines schlecht performenden Vertriebsteams lassen sich, durch ein aus unserer langjährigen Beratungspraxis folgende, konkrete Beispiele (mittelständisches Industrie-Unternehmen mit einer Umsatz-Zielplanung von € 10 Mio.), wie folgt verdeutlichen:

  1. Umsatzverlust:
    Das bestehende Vertriebsteam von 10 AD- und 4 ID-Mitarbeitern verfehlt das Ziel von 10 Mio. und erreicht nur 80 % Zielerreichung, es erfolgte also somit ein Umsatzverlust von ca. 2 Millionen Euro.
  2. Verlorene Kunden (Churn-Rate):
    Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit einen durchschnittlichen Kundenwert von 50.000 Euro pro Jahr und verlor im Jahr 2023 aufgrund der schlechten Leistung im Durchschnitt 8 % seiner Kunden (von 200 Kunden). Das sind 16 Kunden, was zu einem Umsatzverlust von ca. 500.000 Euro in diesem Jahr führte.
  3. Höhere Kundengewinnungskosten (CAC):
    Nachdem das Vertriebsteam ineffizient ist, mussten mehr Ressourcen in Marketing investiert werden, um Kunden zu gewinnen. Nachdem die Customer Acquisition Costs (CAC) in dieser Branche bei einem gut funktionierenden Team 5.000 Euro betragen, stieg dies bei einem schlecht performenden Team auf 7.500 Euro. Bei der Akquise von 100 Kunden entstehen also 250.000 Euro zusätzliche Kosten.
  4. Verpasste Marktchancen:
    Nehmen wir an, das Unternehmen hätte auch durch eine aggressive Expansion in einen neuen Markt zusätzliche 1 Millionen Euro an Umsatz erzielen können. Wenn das Vertriebsteam jedoch nicht in der Lage ist, diese Chance zu nutzen, ist dies ein direkter Opportunitätsverlust von 1 Millionen Euro.
  5. Ineffiziente Ressourcennutzung:
    Wenn das Unternehmen jährlich 200.000 Euro für Vertriebstraining, CRM-Systeme und andere Support-Ressourcen investiert und das Team nur zu 50 % effizient arbeitet, sind 100.000 Euro an Investitionen verschwendet.
  6. Personalfluktuation:
    Die Kosten, einen Vertriebsmitarbeiter zu ersetzen (einschließlich Einstellung, Einarbeitung, verlorener Produktivität), liegen aus unserer Erfahrung pro Mitarbeiter bei 50.000 bis 80.000 Euro. Bei einer Fluktuation von 20 % in der Vergangenheit bei 15 Vertriebs-Mitarbeitern verursachten Kosten in der Höhe von jährlich zwischen 150.000 und 240.000 Euro.
  7. Ineffiziente Teamperformance:
    Durch eine ineffiziente und schlechte Zusammenarbeit zwischen den Teammitgliedern, insbesondere zwischen der AD- und ID-Mannschaft, entstehen nicht unerhebliche Reibungsverluste. Diese in Zahlen zu fassen ist schwierig, aber man kann auch hier gleich von einigen 100.000 Euros ausgehen.
  8. Schlechtere Markenwahrnehmung:
    Negatives Kundenfeedback durch schlechte Vertriebserfahrungen können eine signifikante Zahl potenzieller Neukunden abschrecken. Wenn das Unternehmen jährlich 50 Neukunden gewinnen möchte, und durch schlechtes Image nur 40 gewinnt, wären dies verlorene Einnahmen von ca. 1 Million Euro.

Beispiel-Gesamtszenario

Dieses mittelständische Unternehmen könnte so bei einem schlecht performenden Vertriebsteam durch all diese Faktoren in einem Jahr einen Verlust von ca. 4 bis 5 Millionen Euro erleiden, natürlich abhängig von den jeweils spezifischen Marktbedingungen.
Solche Erfahrungen aus einem realen Beispiel, kombiniert natürlich auch mit Schätzungen zeigen, dass die Optimierung des Vertriebs eine entscheidende Rolle für den Unternehmenserfolg spielt.

Umsatzverlust: 2.000.000
Verlorene Kunden: 500.000
Kundengewinnungskosten: 250.000
Verpasste Marktchancen: 1.000.000
Ineffiziente Ressourcennutzung: 100.000
Personalfluktuation: 200.000
Ineffiziente Teamperformance: 100.000
Schlechte Marktwahrnehmung: 500.000
Möglicher Umsatzverlust 4.650.000

Was kann man als Unternehmensverantwortlicher nun dagegen tun?

Es gibt mehrere Ansatzpunkte einer Verbesserung!

  1. Die effektive Kundenkontaktzeit der Mitarbeiter muss essentiell gesteigert werden. Studien von Salesforce zeigen, dass die Top-Performer, die A-Player im Fieldservice, bis zu 30 % mehr Abschlüsse generieren, als ihre Kollegen und B-Player. Zurückzuführen ist dies laut diesen Studien auch in der angegebenen Kundenkontaktzeit. Diese befindet sich in der Regel zumindest in Höhe von 30-40% der effektiven, gesamt zur Verfügung stehenden, Zeit des Außendienst-Mitarbeiters.
  2. Die reale Customer-Journey analysieren und (auch digital) optimieren. In einem unserer letzten Projekte, haben wir die Customer-Journey des Kunden mittels MIRO analysiert und dargestellt. So werden „Brüche“ und „Störfaktoren“ plakativ sichtbar und damit veränderbar durch das Management.
  3. Das Zusammenspiel von Außendienst und Innendienst verbessern und ein echtes Team formen. Mit Hilfe unserer Großgruppen-Workshop-Methode „Wintegration“ gelingt es uns immer wieder einen echten Teamspirit zu entwickeln und durch gezielte Maßnahmen die Zusammenarbeit zwischen AD und ID zu revolutionieren.
  4. Die Steuerungs-Komponenten durch die Führungskräfte, mittels Aktivitäts-Kennzahlen transparent machen. Die große Bedeutung von Aktivitätskennzahlen bzw. Leistungskennzahlen als Indikator für zukünftige Erfolge. Im Vertrieb sind Kennzahlen (kurz KPI’s genannt) entscheidend, um den Erfolg zu messen und die Leistung langfristig zu steigern. Während Ergebniskennzahlen wie Umsatz und Gewinn wichtige Indikatoren für den tatsächlichen Geschäftserfolg sind, liegt der Schlüssel zur langfristigen Verbesserung im Verkauf, in den Aktivitätskennzahlen oder Leistungskennzahlen der Vertriebsmitarbeiter.
  5. Generell die Digitalisierung, unterstützt durch eine zielgerichtete KI, im Unternehmen verstärkt zur Anwendung bringen. Mit einer vertrauenswürdigen KI, die direkt in Ihr CRM integriert ist, erzielt Ihr Vertrieb Aufträge schneller. Prädiktive und generative KI unterstützt und informiert Ihren Vertrieb während des gesamten Vertriebszyklus. Sie hilft Ihnen, Vertriebsabläufe zu automatisieren, Kundenbeziehungen zu stärken und Ihr Vertriebsteam zu noch mehr erfolgreichen Geschäftsabschlüssen zu führen.
  6. Den Faktor MENSCH und die emotionalen Aspekte durch Training und Beeinflussung der Verhaltensweisen optimieren. „Emotional Selling“ im Vertrieb bedeutet, dass Verkäufer gezielt emotionale Bedürfnisse und Gefühle der Kunden ansprechen, um eine tiefere Verbindung aufzubauen. Statt nur die rationalen Vorteile eines Produkts zu betonen, werden Emotionen wie Vertrauen, Sicherheit oder Freude geweckt, um Kaufentscheidungen zu beeinflussen. Emotionen spielen DIE zentrale Rolle, da sie viel stärker wirken als reine Fakten und rationale Argumente.
  7. Installation eines erfolgsorientierten Vergütungssystems, welches das „Freudegefälle“ im Team eliminiert. Ein erfolgsorientiertes Vergütungssystem ist besonders gut, weil es ein leistungsbasiertes und transparentes Modell bietet, das Motivation und Fairness fördert. Es muss eine gerechte Beteiligung aller Mitarbeitenden am Unternehmenserfolg sicherstellen, indem sowohl die individuellen Leistungen sowie Team- und Unternehmensziele berücksichtigt werden. Durch dieses partizipative Vergütungssystem entsteht ein Anreiz, sowohl persönliche, als auch gemeinsame Ziele zu erreichen, was zu höherer Motivation, Engagement und langfristigem Erfolg führt. Zudem fördert es die Zusammenarbeit und schafft ein Gefühl von Wertschätzung und Gemeinschaft im Unternehmen.
  8. Das Auswahlverfahren im Recruitingprozess so zu verbessern, dass die Mischung aus unterschiedlichen Charakteren, ähnlich wie in einem exzellenten Fußballteam, perfekt aufeinander abgestimmt wird. Denn jeder muss SEINE ROLLE im Team finden!
  9. Steigerung des „Customer Engagement“ durch Stärkung der persönlichen Bindung des Kunden an das Unternehmen oder die Marke. Customer Engagement bezeichnet demnach sowohl die Einstellung des Kunden als auch sein Verhalten und seinen persönlichen Einsatz. „Kundenbindung“ und „Kundeninteraktion“ sind damit zwei Seiten des Customer Engagement. Dazu gehört das Sprechen des Kunden mit einem Unternehmen ebenso, wie das Sprechen (beziehungsweise Schreiben) über ein Unternehmen.

Fazit

Der Erfolg im Vertrieb hängt von vielen Faktoren ab. Einige Aspekte dazu habe ich in diesem Blogartikel versucht darzustellen. Wenn Sie mehr zur Optimierung Ihres Vertriebs wissen möchten, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme!

 

Autor Mag. Hans Bachinger – Gründer, Geschäftsführer und Vergütungsexperte bei der Menschen im Vertrieb Beratungsgesellschaft mbH

In diesem Artikel wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei jedoch ausdrücklich mitgemeint.

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