Quiet Quitting

Wenn der Beruf nicht mehr größte Priorität hat

Bereits 2023 haben sich in Österreich insgesamt drei von zehn Beschäftigten in einer Studie als sogenannte Quiet Quitter bezeichnet. Dabei sind es zunehmend junge Menschen, die sich ganz bewusst vom Job abgrenzen. Sie entscheiden sich dafür, ihr Arbeitsleben nicht mehr zu priorisieren und setzen stattdessen bewusst auf die Balance zwischen Privat- und Berufsleben.

Doch was ist Quiet Quitting eigentlich genau, welche Gründe dafür gibt es und welchen Nutzen hat es für Arbeitnehmer auf der einen und welche Risiken für Unternehmen auf der anderen Seite?

Was versteht man unter Quiet Quitting?

Lange war es ein unausgesprochenes Gesetz, dass auch nach Feierabend oder im Urlaub Mails und Anfragen beantwortet und Fachkräfte für ihre Kollegen permanent erreichbar waren. Mittlerweile hat sich das verändert. Mit Trends wie einer ausgewogenen Work-Life-Balance nahm auch das Verlangen zu, den Job nicht mehr ausnahmslos an erste Stelle zu stellen. Mittlerweile entscheiden sich immer mehr Arbeitnehmer bewusst gegen Überstunden und setzen stattdessen auf das Quiet Quitting.

Quiet Quitting lässt sich im Deutschen am einfachsten mit “Stilles Kündigen” übersetzen. Dabei hat es mit einer Kündigung im klassischen Sinne wenig gemeinsam. Stattdessen handelt es sich dabei um eine andere Einstellung. Die Arbeitnehmer entscheiden sich hier bewusst für den Dienst nach Vorschrift. Demnach wählen Sie aus Überzeugung ein möglichst stressfreies Arbeitsleben.

Gerade bei jüngeren Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen liegt das Quiet Quitting hoch im Kurs. Sie wählen aus Überzeugung die Priorisierung des Privatlebens und der individuellen Gesundheit beziehungsweise des eigenen Wohlbefindens. So lehnen sie es zum Beispiel ab, ständig im Job erreichbar zu sein. Auch die nach der Arbeitszeit oftmals übliche Beantwortung von E-Mails oder Entgegennahme von Telefonaten entfällt bewusst. Gleiches gilt für permanente Überstunden.

Hat Quiet Quitting nur Nachteile?

Quiet Quitting steht oft in der Kritik. Mittlerweile ist es in vielen Unternehmen selbstverständlich, dass Arbeitnehmer auch nach der Arbeitszeit für ihren Betrieb präsent sind und Überstunden flexibel wahrnehmen. Doch gerade aus gesundheitlicher Sicht bietet das Quiet Quitting wichtige Vorteile, die nicht außer Acht bleiben dürfen.

Durch die bewusste Entscheidung für den Dienst nach Vorschrift kann das eigene Stresslevel erheblich reduziert werden. Überbelastung und Druck lassen sich gezielt minimieren, sodass gleichzeitig eine Stärkung des eigenen körperlichen, vor allem aber auch seelischen Wohlbefindens umgesetzt wird. Das Quiet Quitting nimmt Arbeitnehmern sehr viel Druck, hilft, die Belastung zu reduzieren und klare persönliche Grenzen zu ziehen. Damit sinkt natürlich auch das Risiko eines Burn-outs erheblich. Arbeitnehmer, die sich bewusst für das Quiet Quitting entscheiden, senden außerdem wichtige Impulse an die Unternehmen, für die sie tätig sind. Sie sind demnach dazu gezwungen, das Arbeitsumfeld zu verbessern, um auch langfristig den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter noch gerecht werden zu können.

Quiet Quitting aus arbeitsrechtlicher Sicht

Oft wird es mittlerweile als selbstverständlich wahrgenommen, dass Arbeitnehmer permanent erreichbar sind – also auch dann, wenn sie sich eigentlich im Urlaub befinden oder bereits Feierabend haben. Demnach steht auch das Quiet Quitting häufig in der Kritik und wird auch aus arbeitsrechtlicher Sicht mit einer gewissen Vorsicht betrachtet. Tatsächlich ist das Quiet Quitting aus rechtlicher Sicht aber absolut legitim. Ein Arbeitnehmer wird für einen bestimmten Zeitraum eingestellt. Hat er diesen, wie vereinbart geleistet, muss er seine Freizeit nicht mehr für seinen Arbeitgeber zur Verfügung stellen. Sie dient der Erholung. Gleiches gilt für den Urlaub.

Welche Gründe gibt es?

Entscheiden sich Arbeitnehmer für das Quiet Quitting, kann das ganz unterschiedliche Gründe haben. In den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein für das eigene Wohlbefinden und eine mögliche Überlastung verändert. Immer mehr Arbeitnehmer verstehen, dass permanenter Stress negative Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit hat und möchten dies bewusst vermeiden. Eine bessere Work-Life-Balance mit konsequenten Erholungszeiten kann dabei helfen. Diesem Anspruch wird die Work-Life-Balance in jedem Fall gerecht.

Im Vergleich zur Elterngeneration hat sich bei der jüngeren Generation in den letzten Jahren eine vollkommen andere Wertvorstellung etabliert. Viele junge Arbeitnehmer identifizieren sich nicht mehr über den Job. Für sie kommt es in erster Linie auf eine gute und ausgewogene Work-Life-Balance an. Aber auch ein eher unangenehmes Arbeitsumfeld, das häufig eine geringere Motivation bei den Arbeitskräften nach sich zieht, kann letzten Endes für das Quiet Quitting sorgen.

Quiet Quitting im Vertrieb bekämpfen

Das Quiet Quitting ist längst kein Randphänomen mehr, sondern ein Thema, das die Chefetagen im Vertrieb umtreibt. Die Unternehmen sind alarmiert, denn unmotivierte Mitarbeiter und sinkende Produktivität können im hart umkämpften Markt schnell zu Umsatzeinbußen und dem Verlust wichtiger Kundenbeziehungen führen. Daher ist ein Umdenken in vollem Gange.

Um dem „Quit Quitting“ im Vertrieb entgegenzuwirken, ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich. Unternehmen sollten die Arbeitsbedingungen verbessern, indem sie realistische Ziele setzen, unnötigen Stress reduzieren und eine positive Arbeitsatmosphäre schaffen. Die Förderung der Mitarbeiterentwicklung durch Investitionen in Weiterbildung und die Bereitstellung klarer Karrierewege ist ebenfalls entscheidend. Führungskräfte müssen in ihren Kompetenzen gestärkt werden, um ihre Teams effektiv zu motivieren, zu unterstützen und zu fördern.

Eine Kultur der Wertschätzung, in der gute Leistungen regelmäßig gewürdigt werden, ist unerlässlich. Dies kann durch finanzielle Anreize, öffentliche Lob oder andere Formen der Anerkennung erfolgen. Offene Kommunikation und regelmäßige Gespräche zwischen Führungskräften und Mitarbeitern ermöglichen es, Probleme frühzeitig zu erkennen und Lösungen zu finden. Schließlich kann die Etablierung einer Feedbackkultur, in der Rückmeldungen regelmäßig gegeben und empfangen werden, dazu beitragen, die Leistung des Vertriebsteams kontinuierlich zu verbessern und „Quit Quitting“ vorzubeugen.

Ist es sinnvoll?

Untersuchungen zeigen, dass eine ausgewogene Work-Life-Balance durchaus positive Auswirkungen auf den Krankenstand haben kann. Sie beugt einem möglichen Burn-out vor, stärkt aber gleichzeitig auch die Motivation für den Job.

Nicht zuletzt sind Unternehmen aber natürlich ganz einfach auch darauf angewiesen, dass Ihr Team so engagiert wie möglich für den Erfolg der Marke einsteht. Das Quiet Quitting ist daher gerade bei Arbeitgebern ein Trend, der weniger gern gesehen ist und auf reichlich Skepsis stößt. Dabei liegt es in der Verantwortung der Unternehmen, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich ihr Team so wohlfühlt, dass es Überstunden gern wahrnimmt. So sollte alles daran gesetzt werden, mehr Wertschätzung zu etablieren, den Stress zu reduzieren und das Teamgefühl zu stärken. Gleichzeitig sollten auch Arbeitgeber Angebote etablieren, die zu einer guten Work-Life-Balance beitragen.

Gastautorin Christine Schröder

In diesem Artikel wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei jedoch ausdrücklich mitgemeint.

 

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